HAUS
Ein Haus wie eine Skulptur
Auftraggeber: Privat
Ort: Hemmingen
Auftragsumfang: LPH 1-8
Planung: 2013/2014
Realisierung: 2014/2015
Status: Fertiggestellt
BGF: 210 m²
Auszeichnung: Teilnahme Tag d. Architektur 2016, Veröffentlichung in der Zeitschrift Stylus 2016
Das Einfamilienhaus ist inmitten einer Neubausiedlung entstanden als skulpturale Erscheinung, als harmonische Synthese zweier unterschiedlicher Baukörper. Das schlichte dunkle Erdgeschoss bildet eine Art Sockel, auf dem das skulpturale Obergeschoss zu schweben scheint. Während unten schwarzer Putz und große Glaselemente dominieren, ist das Obergeschoss in sibirischer Lärche eingefasst. Die Fenster besitzen verschiedene Größen und lassen nur wenige Rückschlüsse auf die Verteilung und Nutzung der Räume zu. Das Gebäude wirkt so ein wenig rätselhaft.
Zwei Leitmotive beeinflussten die Planung maßgeblich: Zum Einen wurde das Thema der kleinen niedersächsischen Höfe aufgegriffen werden, was sich in der Aneinanderreihung der zwei Satteldächer des Haupthauses wiederfindet, als auch im L-förmigen Erdgeschoss, das im Westen Nebenräume beherbergt und sich im Osten bis zur Garage ausstreckt. So entsteht zum Süd-Westen hin eine Hofsituation, die einen geschützten privaten Bereich umschließt. Zur Straße hin zeigen sich die Nebenräume im L-Riegel sehr geschlossen und durch die eingedrehte Wand, die sich in Richtung Osten langsam von der Straße entfernt entsteht im Bereich der Eingangstür ein von Niederschlag geschützter Bereich. Das Gebäude scheint hier zu schweben.
Dadurch, dass das Gebäude in Nord-Süd-Richtung auf dem Grundstück platziert wurde weisen die meisten Fenster nach Osten und Westen und lassen morgens und abends viel Licht herein. Durch einige von ihnen schaut man über eine Schneise von Nachbargärten hinweg auf Felder und Wiesen, an klaren Tagen sogar bis zum Deister.
Die bewusste Auseinandersetzung mit Form und Material, sowie die Reduktion aufs Wesentliche setzen sich im Innern des Gebäudes fort. Das Raumkonzept ist offen gestaltet, mit ineinanderfließenden Räumen. Im Erdgeschoss gehen Flur, Küche, Wohnraum und Bibliothek ineinander über. Die Türen und Einbaumöbel sind raumhoch und verschmelzen mit den wenigen tragenden Wänden. Den Boden bildet eine zementäre Ausgleichsmasse, die geschliffen wurde und so eine Salz-und-Pfeffer-Optik erhielt. In weiß und grau sind der Großteil der Flächen gehalten, um den farblichen Akzenten besondere Wirkung zu verleihen. Ein Beispiel die gelben Leuchtenkabel, an denen nackte Glühbirnen in Designerfassungen abgependelt sind.
Eine einläufige Treppe führt ins Obergeschoss, in dem das Schlaf- und die Kinderzimmer sowie das Bad liegen. Der große Flur wird als Spielflur genutzt. Auch hier sind die Stauflächen in die Wände integriert oder bilden eine Art Brüstung zur Treppe. Die Grundflächen der Räume sind zwar klein, die Decken dafür hoch, so dass kein Gefühl von Enge entsteht. Die Dachstruktur ist überall sichtbar. Das Badezimmer ist ein sehr schmaler Raum, der von der West, über die Süd- bis zur Ostfassade reicht. Die Objekte sind gleich einer Perlenkette aufgereiht und die Badewanne ist so positioniert, dass man durch das Fenster in den Himmel schauen kann, während man vor Blicken verborgen bleibt.
Die Wichtigkeit der Beziehung von Außen- und Innenraum zeigt sich im Erdgeschoss am fließenden Übergang zur Terrasse. Im Aufbau des Gartens zeigt sich immer wieder die Vielschichtigkeit der Sichtbeziehungen zwischen dem Innenraum und den Pflanzen, die viele Orte mit unterschiedlichen Stimmungen erzeugt.
So individuell wie das Gebäude gestaltet ist, es berücksichtigt alle baurechtlichen Anforderungen. Und davon gibt es in dem Baugebiet einige. Die Form der Dächer, die Dachneigung, die Ausrichtung des Dachfirstes, die Farbe der Dacheindeckung, sowie der zu erfüllende Energiestandard sind vorgegeben. Den KfW 70-Standard erreicht das Haus dank der Geothermie- in Verbindung mit der Fußbodenheizung und dem monolithischen Mauerwerk aus Porenbetonsteinen.